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Grossfamilien – ein Auslaufmodell

Waren früher Grossfamilien die Regel, gibt es heute immer mehr Paare oder Einzelpersonen. Auch in St. Moritz, wo mehr wie jeder vierte Einwohner allein lebt und die Hälfte aller Haushalte von jeweils einer Person bewohnt wird. 

Die Schweiz im Jahr 1960: Die klassische Familie besteht aus den Eltern, einer Tochter und einem Sohn. Die Rollenverteilung ist klar: Der Mann arbeitet, die Frau schmeisst den Haushalt. Die schweizweite Haushaltsgrösse betrug damals rund drei Personen im Schnitt. Heute ist alles anders. Bei der Grösse der Haushalte, d. h. der Zahl der in einem Haushalt lebenden Personen, kommt die schwindende Bedeutung der traditionellen Familie zum Ausdruck. Bei mehr als einem Drittel der Schweizer Haushalte (37,1%) handelt es sich um Einpersonenhaushalte. Ein weiteres knappes Drittel besteht aus Zweipersonenhaushalten. Die Haushalte mit drei und vier Personen machen 12,2% bzw. 12,6% aller Haushalte aus. Während heutzutage 5,7% der Privathaushalte aus fünf und mehr Personen bestehen, lag dieser Anteil in den 1960er-Jahren noch bei 21%. Seit den 1980er-Jahren nimmt somit die Zahl der kleinen Haushalte permanent zu. 

St. Moritz bestätigt den Trend. 2016 gab es in der Oberengadiner Alpenmetropole 2683 Haushalte, davon waren 1351 Einpersonen- und 706 Zweipersonenhaushalte. Umgemünzt auf die rund 5000 ständigen Einwohner des Ortes kann also festgehalten werden: Mehr wie jeder vierte St. Moritzer lebt allein. Oder: Die Hälfte aller Haushalte in St. Moritz sind Einpersonenhaushalte, was klar über dem schweizweiten Schnitt liegt. Die durchschnittliche Haushaltsgrösse liegt in St. Moritz bei 1.88 Personen. Zum Vergleich: In Poschiavo liegt sie bei 2.34 Personen, in Zernez bei 2.21, in Landquart bei 2.32, in Pontresina bei 2.05 und in Davos bei 2.02. St. Moritz liegt damit im kantonalen Vergleich am unteren Ende der Tabelle, noch weniger Personen pro Haushalt wohnen nur in Silvaplana (1.75), in Santa Maria in Calanca (1.70) und in Ferrera (1.76).

Zum Anstieg der Einpersonenhaushalte gibt Andrea Mosimann vom Bundesamt für Statistik in einem Interview mit den Schaffhauser Nachrichten folgende Antwort: «Der Anstieg der Einpersonenhaushalte hängt unter anderem mit der steigenden Lebenserwartung zusammen. Es sind insbesondere ältere Frauen, die allein leben. Dies erklärt sich einerseits durch die Kumulation der höheren Lebenserwartung von Frauen und andererseits durch den Altersunterschied bei Paaren; bei der Mehrheit der Paare ist der Mann älter als die Frau. Zudem erfolgt die Familiengründung heute tendenziell später, und junge Leute, die das Elternhaus verlassen, leben oft zuerst allein. Der relativ hohe Anteil von Einpersonenhaushalten hängt auch mit dem ökonomischen Wohlstand in der Schweiz zusammen. Junge sowie ältere Erwachsene können es sich leisten, eine eigene Wohnung zu haben.» Im touristischen St. Moritz kommt hinzu, dass beispielsweise viele junge Beschäftigte in der Hotellerie alleine wohnen und bloss über einen beschränkten Zeitraum in St. Moritz leben. 

Diese Haushaltsstatistiken bilden eine wichtige Grundlage für die Raumplanung. Zudem sind sie eine Informationsquelle für die Planung im Gesundheitsbereich. 

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